Antijüdischen Klischees in Passionsmusik
„deyner sunde Diener“? - J.S. Bachs Kunst und die Judenverachtung
Weil „nicht sein kann, was nicht sein darf“? Johann Sebastian Bachs sogenannte „Judenchöre“ in seinen zwei oratorischen Passionen verstören uns. Sie stören unser Ideal von Bach, dessen musikalische Kunst uns staunen lässt und demütig macht.
Im Vortrag wird versucht Fragen zu klären. Wie gehen wir um mit dem Verhältnis von kompositorischer Vollkommenheit und Verstrickung? Wie unterscheidet Bach die „Berichte“ aus den Evangelien vom „Bedenken“ des Verhältnisses zwischen sündloser Reinheit und „unserer“ Schuld - ein Bedenken, bei dem „Jüden“ gar nicht vorkommen? Nicht selten werden diese Passionsteile als Beleg dafür genommen, dass es in den Bachschen Passionen gar nicht um Judenverachtung gehe.
Doch was ist mit indirektem Antijudaismus? Seit frühchristlicher Zeit hatte sich Antijudaismus in Europa wie eine Konvention verselbständigt, wie eine christlich alternativlose Totalität. Oder kennt jemand ein Zeugnis bis zur Mitte des 18. Jh.‘s, das gegen Judenverachtung argumentiert hätte? In diesem Zusammenhang müssen J.S. Bachs oratorische Passionen verstanden werden.
Ist der bei Bach zu findende Antijudaismus für uns heute also fremd? Oder erleben wir mit seinen Passionen Spiegelungen unserer eigenen Verstrickung mit der Tradition des europäischen Antijudaismus?
Dr. Rüdiger Nolte, geboren in Celle, war tätig im Bereich Verlagswesen, Musikmanagement Dramaturgie und Hochschulleitung. Z.Zt. ist Rüdiger Nolte u.a. Vorsitzender des Hochschulrats der Hochschule für Musik FRANZ LISZT, Weimar, Mitglied im Beirat der Paul Ege Art Collection, Freiburg, sowie Mitglied im Kuratorium des StegreifOrchesters. Er lebt in Berlin.
Zeit: | Mittwoch, 18. März 2026, 19.00 Uhr |
Ort: | Kantoreisaal, Kalandgasse, Celle |
Referent: | Dr. Rüdiger Nolte |
Veranstalter: | Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Celle e.V. |
